Cannabis Legalisierung bei hart-aber-fair (WDR) vom 23.01 – Gesundheitsminister verteidigt Pläne, versucht es zumindest – Fazit zur Show

Übersicht Diskussionsrunde bei hart aber fair (ARD) vom 23.01.2023 / Zu Gast: Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), Curly (Weinkenner, Musiker, Contentcreator), Dr. Sabine Ahrens-Eipper Dr. Sabine Ahrens-Eipper (Kinder- & Jugendpsychotherapeutin), Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) & Nathalie Stüben (Publizistin & ex-Alkoholabhängige)

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vertritt Mythos vom gesunden Gläschen Wein

Den Einstieg in den Thementalk machte das Thema Alkohol. Grundlegend wurde zuerst einmal der durchschnittliche Jahreskonsum in Deutschland (pro Kopf) aufgezeigt, mit dem klaren Hinweis – Deutschland trinkt immer noch zu viel!

Auf den persönlichen Alkoholkonsum angesprochen, kam das Thema auf eine von Gesundheitsminister Lauterbach im Vorfeld schon getätigte Aussage, ein Glas Wein am Tag sei gesund.

Publizistin Nathalie Stüben wies den Gesundheitsminister prompt auf die Fehlerhaftigkeit dieser Aussage nach modernem medizinischem Konsens hin, wonach dieser Mythos falsch sei.

Lauterbach verteidigt die Aussage mit einer Unterteilung in die grundlegenden unterschiedlichen Risikobereiche in die Alkohol wirke.
Er gesteht, in Sachen Krebsrisiko ist jeder Tropfen Alkohol grundsätzlich relevant & schädlich!
Mit Hinblick auf das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verteidigt der Minister aber die These vom gesunden Glas Wein in diesem Zusammenhang. Er sei durchaus tief in der Materie und sagte, eine Mehrheit der Studien würde diese Wirkung belegen …

Doch was ist dran an diesem Alkohol Mythos um das gesunde Glas Wein?

"Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZGA) weist allerdings darauf hin, dass solche Befunde inzwischen angezweifelt werden dürfen. Neuere Untersuchungen und Prüfungen älterer Studien hätten ergeben, dass eine gesundheitsfördernde Wirkung von Wein nicht nachgewiesen werden konnte. Darüber hinaus verweisen sie auf Mängel bei der Methodik vieler Studien. Die BZGA stellt klar: “Alkohol ist ein Zellgift und daher immer schädlich für den Körper, auch in geringen Mengen.“ ... Dass Alkohol das Risiko von Herz-Kreislauferkrankungen deutlich steigert, haben Forscher aus Cambridge und anderen Hochschulen in einer groß angelegten Meta-Studie bereits im Jahr 2018 nachgewiesen.

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZGA) widerlegt Gesundheitsminister Lauterbachs Aussagen zum gesunden Glas Wein

Inhaltlich ist These vom gesunden Glas Wein am Tag gänzlich vom Tisch.

Das ausgerechnet der Bundesgesundheitsminister einen veralteten Standpunkt vertritt, lässt den politisch & wissenschaftlich versierten Zuhörer bei schon zweifelnd auf die Diskussion um Cannabis warten.

Wenn der für die Legalisierung federführend verantwortliche Bundesgesundheitsminister schon Probleme hat, die im medizinisch/wissenschaftlichen Konsens anerkannte Gesamtrisikobewertung zu Alkohol in Gänze zu akzeptieren, wird es umso spannender, wenn ausgerechnet er im nachfolgenden Teil der Sendung über “schwere Schäden” bei Cannabis Konsum unter 25 redet … ohne die Risiken des Cannabiskonsums für junge Menschen unter 18-25 Jahren dabei kleinreden zu wollen, lässt die Haltung Lauterbachs aber vorweg an einem wahrlich faktentreuen Umgang seinerseits mit dem Thema Cannabis zweifeln.

Halten wir an dieser Stelle schon mal fest, medizinische Wirkungen:
– Alkohol: Ausschließlich Desinfektionsmittel
– Cannabis: “antispastische, analgetische, antiemetische, neuroprotektive, antiinflammatorische sowie Wirkungen bei psychiatrischen Erkrankungen.”

Bayerischer Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) & das Eingeständnis vom verantwortungsvollen Alkohol Konsum als Zellgift in der breiten gesellschaftlichen Masse

Symbolbild Alkoholmissbrauch - stock photo (freie Nutzung)

Markus Blume (CSU) lobt mehrheitlich verantwortungsbewussten Umgang mit Alkohol, Konsum hätte sich im Vergleich zu vor 30 Jahren halbiert …

Wie könnte es auch anders sein, steht der bayerische Wissenschaftsminister dem Alkohol als “Genussmittel” im Bundesland des Bieres positiv gegenüber.

Mit der Aussage zur Halbierung des Alkoholkonsums, verglichen mit Zahlen von vor 30 Jahren, wird vermittelt, man habe doch schon einen guten Fortschritt in Aufklärung -& Prävention erreicht. Dies wohl unter anderem auch um der im politischen Hintergrund schwelenden Diskussion zur Verschärfung des Umgangs mit Alkohol hinsichtlich Werbeverbot & der Separierung vom Lebensmittelhandel/Supermarkt hin zum skandinavischen Modell mit eigenen Alkoholgeschäften.
Während in Deutschland harter Alkohol/Spirituosen schon von früh an Kindern neben Schokoriegeln & Co bis heute in Kassenbereichen von Supermärkten präsentiert wird.

Doch wie stehen die Zahlen in der Praxis genau?

Siehe Ausschnitt aus dem Faktencheck zur Sendung rechts dargestellt, ist die Aussage zur Halbierung des Alkoholkonsums vgl. vor 30Jahren falsch & übertrieben.

Tatsache ist aber auch, dass der Rückgang des Alkoholkonsums insbesondere bei jungen Menschen ebenfalls ersichtlich ist.

2021 tranken nur noch 32% der 18-25-jährigen regelmäßig Alkohol, verglichen mit wie viel Cannabiskonsum in dieser Altersgruppe in Deutschland?

Dazu ein Blick auf die folgende Grafik im Direktvergleich mit Kanada rund um die dortige Legalisierung von Cannabis …

"Nach Daten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung tranken 1973 noch zwei Drittel aller 18-25-jährigen regelmäßig Alkohol. 2021 waren es nur noch 32 Prozent. Bei Kindern und Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren sank der Anteil von 25,4 Prozent im Jahr 1979 auf 8,7 Prozent in 2021. "

Vergleich offizieller Konsumzahlen zwischen Kanada um die Legalisierung, demgegenüber die Cannabiskonsumzahl 18-25-jähriger in Deutschland aus 2018, wonach 42,5% in den letzten 12 Monaten Cannabis konsumierten. Man beachte, Konsum im illegalen Rahmen des Verbots hierzulande, mit allen massiv erhöhten Gesundheitsrisiken im Schwarzmarkt!

Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZGA) konsumieren mehr junge Erwachsene zwischen 18-25 Jahren illegal Cannabis als regelmäßig Alkohol in Deutschland

Nach BZGA Zahlen wird in der Altersgruppe von 18-25 Jahren wie folgt konsumiert innerhalb der letzten 12 Monate:
42,5% aller 18-25-jährigen hat in Deutschland im Jahre 2018 demnach mindestens 1x in den vergangenen 12 Monaten Cannabis konsumiert, trotz Verbot & das mit allen damit verbundenen erhöhten Risiken für Gesundheit durch Verunreinigungen durch Streckmittel etc. Neuerdings auch NPS & synthetische Cannabinoide mit Wirkungen, die bis hin zum Tod führen können!

Das gefährliche an diesem neuartigen Strecktrend mit NPS & synthetischen Cannabinoiden:
Man erkennt sie schwerer!

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZGA) untermauert mit ihren Zahlen die These, das Cannabisverbot hat keinen direkten Einfluss auf die Konsumraten in Deutschland verglichen mit der legalen Droge Alkohol

Dies wird übrigens auch durch den wissenschaftlichen Dienst des Bundestages belegt in einer Veröffentlichung von 2019.
In dieser Publikation lautet es zusammenfassend:

"Zusammenfassend kommen die Autoren zu dem Schluss, dass die Verfolgung einer strikten Drogenpolitik wenig bis keinen Einfluss auf das Konsumverhalten hat. So wiesen einige der Länder mit den strengsten gesetzlichen Regelungen einige der höchsten Prävalenzraten im Hinblick auf den Drogenkonsum auf, während Länder, die eine Liberalisierungspolitik verfolgen, einige der niedrigsten Prävalenzraten aufwiesen."

In diesem Zusammenhang stellt sich mir also eine Frage, die leider in der Sendung wie auch sonst oft unbeantwortet bleibt.

Was verursacht im Direktvergleich bei Konsum unter 25 Jahren (vor Abschluss der Hirnreife) die schwerwiegenderen Schäden – Cannabis oder Alkohol?

Gesundheitsminister Lauterbach als eigentlich sehr Studien bezogener Gesundheitspolitiker vom Fach blieb, wie auch der ARD/WDR Faktencheck eine Antwort auf diese Frage schuldig …

Dass Cannabis Konsum bis 25 Jahren, insbesondere aber bei Kindern- & Jugendlichen zu “schweren Schäden” am Gehirn führen kann, möchte ich als Nicht-Mediziner keineswegs in Abrede stellen, lediglich auf die fehlende Einordnung zu den durch Alkoholkonsum in selbem Alter verursachten Schäden hinweisen.

Das Cannabis nach Abschluss der Hirnreife für Erwachsene über 25 Jahren die wesentlich unschädlichere Droge verglichen mit Alkohol als Zellgift darstellt, ist in der Fachwelt nach heutigem Kenntnisstand unumstritten.

So wird die Einordnung der möglichen Folgeschäden eines zu frühen Cannabiskonsums im Jugendalter direkt verglichen mit Alkohol als legale Droge umso relevanter, wenn dies das Hauptargument für Gegner der Legalisierung ist, das Verbot aufrecht zu erhalten!

Für die Legalisierung wird der tatsächliche Schweregrad der benannten Konsumrisiken von Cannabis verglichen mit Alkohol, Grundlage des regulatorischen Maßes sein bzw. sollte sein … um die Frage zu klären, wie viel strenger man die Cannabisbranche gegenüber legalen Drogen regeln müsste. 

Falls jemand von euch werte Leser*innen dazu Studien & Co habt gerne in die Kommentare, vielen Dank.

Mit der Cannabis Legalisierung würde der Staat zum "Dealer" werden

Wie viel Wissenschaft hinter dieser Aussage steht, wo doch ausgerechnet das Bundesland Bayern den Begriff “Staatsbrauerei” bis heute in Praxis als “Dealer” nachgeht …

Im Gegensatz zu staatseigener Produktion, wie es Staatsbrauereien in der Realität schon sind, möchte die Regierung aus Ampelkoalition durch Festlegung eines marktregulatorischen Rahmens ein Lizenzsystem aufsetzen, damit nach staatlichen Vorgaben Privatunternehmen in die legale Produktkette integriert werden sollen.

Zielsetzungen der Legalisierung von Cannabis:

  • Verdrängung des Schwarzmarktes, dadurch Bekämpfung der Organisierten Kriminalität durch Entziehung von Milliarden Euro Umsätzen. Lizenzgebühren & Cannabissteuer werden in Preis/Leistung konkurrenzfähige  & wie auch günstigere Preise ermöglichen aufgrund der großindustriellen Massenproduktion im legalen Lizenzmarkt
  • Durch Cannabissteuer & Lizenzgebühren fließen anstelle in die OK, die anteiligen Einnahmen aus dem Milliarden Euro Cannabismarkt in den Staatshaushalt, woraus unter anderem ein vielfaches der heutigen Aufklärungs-/Präventionsprogramme & Beratungs-/Therapieplätze finanziert werden kann
  • Polizei & Justiz werden durch Wegfall von ~180000 rein konsumbezogenen Straftaten durch freiwerdende Ressourcen profitieren
  • Kontrollen der Lizenznehmer wie auch von Cannabis Social Clubs sollen ebenfalls rein durch Cannabissteuer & Lizenzgebühren finanzierten eigenen Kontrollstellen durchgeführt werden, werden an dieser Stelle gleich neue Arbeitsplätze geschaffen …

Warum blockiert Ampelkoalition Gesetzentwurf zur Entkriminalisierung von Cannabis, in den Bundestag eingereicht vor der Sommerpause 2022?

Während die vorgezogene Entkriminalisierung in diesem Rahmen NICHT zustimmungspflichtig seitens Bundesrat ist, sowie 100% konform nach EU/Intl Rahmen wird der Gesetzentwurf von Ampelparteien im Bundestag geblockt.

Trotz aller Zweifel an der Realisierbarkeit der kommerziellen Legalisierung wegen dem erwarteten Widerstand im Bundesrat seitens der Union mitregierten Länder & dem fragwürdigen Ausgang des EU-Notifizierungsverfahrens hält die Regierung weiter am geplanten Kurs fest. Im Falle eines Scheiterns würde man über einen PlanB Veränderungen bringen, doch wann, wenn überhaupt in dieser Legislaturperiode, sollte der jetzige Anlauf scheitern?

Eine vorgezogene Entkriminalisierung, wie es der Entwurf von dieLinke vorsieht inklusive Eigenanbau in begrenztem Umfang, würde vorweg den Gesundheitsschutz stärken & Schwarzmarkt schwächen!

Gesetzentwurf von dieLinke zur Entkriminalisierung vor Legalisierung als eigenes Gesetz durch Ergänzung von Ausnahmetatbeständen in einem §29b BtMG aktuell im Bundestag! Ampelkoalition blockt den Gesetzentwurf derzeit!

Gründe warum Ampelkoalition die Entkriminalisierung von Cannabis als eigenen Gesetz von kommerzieller Legalisierung trennen sollte

  • 100% EU konform mit Eigenanbau & Cannabis Social Clubs möglich (s. Malta), während ein kommerzieller Lizenzmarkt, wie es die vollständige Legalisierung vorsieht, gegen EU & Intl. Recht verstoßen könnte. Die Prüfung im EU-Notifizierungsverfahren wird vstl. 6 Monate ab Einreichung des Gesetzentwurfs in Brüssel dauern – Gesundheitsminister Lauterbach möchte nach derzeitigem Kenntnisstand erst Abschluss des offiziellen EU-Notifizierungsverfahrens den Gesetzentwurf zur Legalisierung in den Bundestag einreichen – Zeitverlust wenn in der Zwischenzeit parlamentarische Prozesse nicht anstarten können!
  • Regierung kann über Bundestag ohne Zustimmungspflicht des Bundesrats eine vollumfängliche Entkriminalisierung über eine Anpassung des BtMG (s. LEAP Deutschlands Vorschlag zur Einführung eines §29b BtMG) umsetzen. Eine wichtige Möglichkeit, um Druck auf CDU/CSU mitregierte Länder im Bundesrat zu erzeugen, da dort eine Zustimmung bezweifelt wird & neben EU Recht die zweite große Hürde darstellt
  • ~180000 Strafverfahren jährlich eingespart = Polizeiressourcen bspw. zur verstärkten Bekämpfung von Organisierter Kriminalität etc. (Hunderttausende bis Millionen Sachbearbeitungsstunden bei Polizei & Justiz)
  • Eigenanbau privat / gemeinschaftlich in CSC als Schutz vor Gesundheitsgefahren des Schwarzmarktcannabis, welche neuerdings weitergestiegen sind.
    Neben konventionellen Streckmitteln wie mineralischer Dünger, Haarspray, Kunststoff/Brix, Sand, Zuckerwasser werden zunehmend synthetische Cannabinoide zur Wirkungssteigerung festgestellt.
    Wirkstoffe die uA in Spice & Co verarbeitet werden & Wirkungen bis hin zum Tod haben. Allgemein in Wirkung & Stärke ähneln diese synthetischen (künstlichen!) Cannabinoide teils eher harten Drogen, wie sich in Fachwelt viele Experten einig sind
  • Cannabisverfolgung als verfassungswidriges Unrecht?
    Stand Januar 2023 liegen beim Bundesverfassungsgericht 7 Normenkontrollverfahren aus laufenden (ausgesetzten) Strafverfahren uA vom bekannten Jugendrichter Andreas Müller (LEAP Deutschland – Law Enforcement Agency against Prohibition).
    Die Antragsteller begründen mit Widersprüchen zu Teilen des Grundgesetzes, da Cannabis nachweislich harmloser als die legale Droge Alkohol mit dem heutigen wissenschaftlichen Konsens dazu auf Ihrer Seite.

Vielen Dank für eure Zeit 🙂

Nachfolgend gehts zum letzten Blogartikel oder direkt zum Shop …

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